Sonntag, 24. Januar 2016

Kulturelle Alltagsbereicherung - der Deckel auf'm Staatstopf beginnt zu tanzen vor lauter Druck



Als um die Jahrtausendwende herum* damit begonnen wurde, die Kriminalstatistiken politisch korrekt und das große Ziel vor Augen - Wir schaffen das! - zu frisieren, geschah das garantiert nicht, um zu verhindern, dass Institutionen wie die Gewerkschaft für das internationale Ganoventum eine Quote für Zugereiste fordern könnten.
Möge er keinen Ort auf dieser Welt finden, an dem er friedlich leben kann, so lange seine Tat nicht anständig gewürdigt werden konnte.

Auf Grund der realexistierenden Meinungsfreiheit hierzulande und anderer Gesetze zum Zwecke der Beschränkung bürgerlicher Freiheiten erspare ich mir jeglichen Kommentar über meine Reaktion, die garantiert erfolgen würde, falls ich Augenzeuge eines solchen Verbrechens werden sollte. Ob ich dann auch als traumatisierter Einzelfall gelte und freien Fußes Milde zu erwarten hätte?

Gedanken zum Überwachungsvideo

Zwischen 1999 und 2000 arbeitete ich in der Hamburger Justiz. Dort war ich unter anderem mit dem Führen der Kriminalstatistik vertraut. Zu jener Zeit wurde in Hamburg angeordnet, die Nationalität der Straftäter nicht mehr zu registrieren. Ich führte die Statistik nach den alten Vorgaben privat weiter. So, wie das auch Polizisten aus Dessau machten. Die wurden allerdings dabei ertappt und strafversetzt. Man muss sich das einmal auf der Zunge zergehen lassen und in diesem Zusammenhang weitere Faktoren mit einbeziehen. Die Politik rüstet in Sachen Kriminalitätsbekämpfung ab. Bundesweit wurden 10.000 Stellen in der Polizei abgebaut, in NRW scheute die Politik noch nicht einmal davor zurück, das Dezernat für Organisierte Kriminalität aufzulösen, der Finanzverwaltung Hessen wurde es verboten, Einkommen über 100.000 €uro zu prüfen (die betroffenen Beamten, die dagegen ankämpften, sind daraufhin allesamt als dienstuntauglich eingestuft worden) und und und. Diese Politik wird bereits lange vor Merkel betrieben und sie ist über die Jahre Parlamentsparteien übergreifend hartnäckig verfolgt worden. Doch allein den Politikern die Schuld an der Misere zu geben, wäre zu kurz gegriffen. Die desaströsen Strukturen im personellen Bereich der Behörden sollten niemals außer Acht gelassen werden. Die Behörden sind durchsifft mit Parteibuchsoldaten, fachlichen Nullen, Opportunisten, Eidvergessenen, Karrieristen, Korrupten, Kriminellen, Selbstbedienern und bürgerfernen Faulenzern. Man möge mir verzeihen, falls ich eine weitere Form der Fehlbesetzung vergessen habe.

Erst heute hatte ich ein für das Überwachungsvideo bezeichnendes Erlebnis in der Hamburger S-Bahn. Als sich der Fahrer des S-Bahn-Zuges bereits im Vorfeld im freundlich sachlichen Tonfall dafür entschuldigte, dass sich die Abfahrt des Zuges am nächsten Bahnhof (Barmbek) verzögern werde, da er, der Zugführer, für die nötige Sicherheit der Fahrgäste zu sorgen hätte, sah ich in wohlwollend lächelnde Gesichter. Während seiner Ansage erwähnte der Zugführer, dass in einem hinteren Abteil des Zuges Fahrgäste belästigt werden. Wieder einmal geschieht das, sagte er, und das ohne zu versäumen, gleichzeitig auf die bandenmäßig vorgehenden Berufsbettler hinzuweisen. Ein Problem, das bereits seit geraumer Zeit besteht und gegen das nichts ernsthaftes unternommen wird. Deshalb verweilte ich beim Umsteigen in Barmbek auf dem Bahnsteig, um auf den Zugführer zu warten, der ja immerhin zuvor etwas versprochen hatte. Ich gedachte meiner Bürgerpflichten und sicherte schon mal vorsorglich dem Zugführer meine tatkräftige Unterstützung zu, falls diese notwendig werden sollte. Andernfalls wollte ich dem Zugführer wenigstens meine Anerkennung für seine zivilcouragierte Ansage aussprechen können. So was erlebt man schließlich viel zu selten heutzutage.
Und so sollte kommen, dass die Täter bereits geflüchtet waren, was dem Zugführer augenscheinlich nicht gänzlich abträglich war. Ich war dennoch nicht enttäuscht. Wer lässt sich schon gerne von Hinten anspucken? Wer kämpft schon gerne gegen hinterfotzige Ehrlose, die zudem noch unter Naturschutz stehen? Immerhin wusste der Zugführer nichts von meinem unterstützenden Vorhaben. Vielleicht hätte er sich sonst etwas mehr beeilt. :-)
Ich bedankte mich also beim Zugführer und der war erfreut darüber. Nicht ohne gleichzeitig darauf zu verweisen, dass sich allein wegen seiner Ansagen doch nichts zum Guten hin verändern würde. Daraufhin versicherte ich ihm, dass seine Ansagen in diesen Zeiten sehr wohl etwas bewirken. Lässt sich so doch wenigstens an Mut und Zuversicht der Fahrgäste appellieren. Ich bin sicher, dass der ein oder andere Fahrgast dadurch selbstsicherer wird und aus der Deckung kommt. Die meisten Menschen wollen nun 'mal nicht aus der Reihe tanzen. Sie sind froh, wenn sie bemerken, dass ihre Gedanken nicht die Gedanken grenzdebiler Zeitungsgespenster sind, sondern die Gedanken der Nachbarn, der anderen in der Reihe. Das spiegelt sich dann in den wohlwollend lächelnden Gesichtern der Fahrgäste wieder. Doch Last but not least, der Zugführer verabschiedete sich mit folgenden Worten:

Bislang haben meine Ansagen nichts bewirkt. Außer dass ich wegen ihnen Ärger bekommen habe.

Denkt dran! Wo Recht zu Unrecht wird, da wird Widerstand zur Pflicht! Das gilt für alle und auf allen Ebenen.

1 Kommentar:

  1. Ja. So kennt man Dich. Leider gibt es zu wenige von der Sorte Mensch.

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