Freitag, 4. Mai 2012

1. Mai - Tag der Arbeit (Zeit für Vorurteile?)

Karikaturisten sind Künstler, die mit einer einzigen Zeichnung die Dinge darstellen können, wozu andere ganze Bücher schreiben müssen. Kostas Koufogiorgos zählt zu dieser Gattung und zwar zur politischen seiner Zunft.

Rückblickend auf den 1.Mai, dem internationalen Tag der Arbeit, soll an dieser Stelle eine Karikatur von Kostas Koufogiorgos veröffentlicht werden, wie sie trefflicher kaum sein kann. Denn der "Tag der Arbeit" wurde auch schon als "Kampftag der internationalen Arbeiterklasse" bezeichnet:
Koufogiorgos ist es sehr gut gelungen, das "divide et impera" darzustellen, also das Herrschaftsprinzip (nicht nur) der international operierenden Oligarchen.
Nun könnte man den Vorwurf anbringen, Koufogiorgos bemühe hierbei Vorurteile.
Doch sind Vorurteile per se etwas schlechtes?
Mitnichten sind sie es.

Vorurteile sollten vor allem nach dem Grundsatz cui bono bewertet werden.
Wenn Eltern beispielsweise ihr Kind keinem Pädosexuellen anvertrauen wollen, basiert diese Haltung auf einem Vorurteil. So einfach ist das. Doch was soll daran schlecht sein?
Wenn ich meine Wohnungstür abschliesse, basiert diese Handlung auch auf ein Vorurteil. Nur wer will mir diese Handlung verdenken? Die Kriminalpolizei? Etwa mit Hilfe der Kriminalstatistik?
Jedes Wort ist ein Vorurteil.
Friedrich Nietzsche, Menschliches, Allzumenschliches, II, 2. Aph. 55
Im vermeintlichen "Kampf gegen Vorurteile" werden oft erst - niederträchtige - Vorurteile gesät, gepflegt und geerntet.
Man könnte hier auch vom Vorurteil des Heuchlertums reden.
Das passiert dann, wenn eine sachliche Auseinandersetzung vermieden werden soll und zwar zum Zweck, den Gegner zu diffamieren und zu stigmatisieren.
Wer kennt sie nicht, die beliebten Totschlagsvokabeln, die beim Plebs und den Lakaien einen pawlowschen Reflex auslösen sollen?
Links- und rechtsradikal, extremistisch, sexistisch, antisemitisch, homophob, islamophob, populistisch, fremdenfeindlich, Nazi,...und und und.

Und dabei missbrauchen sie in ihrem ideologischen Wahn die Worte in bester orwellscher Manier.
Sie nennen es Gesundheitssystem und sind an der Erkrankung interessiert.
Sie nennen es Demokratie und meinen Oligarchie.
Sie feiern den Tag der Arbeit und treiben die Menschen in Arbeitslosigkeit und Armut.

Letztendlich sind Politfloskeln auch nur Vorurteile. Heuchlerische obendrein und noch dazu.

Wie können es sog. Demokraten wagen, Volksnähe - also Populismus - im Sinne von schlecht, menschenfeindlich und undemokratisch umzudeuten?
Wieso ist das Wort radikal so negativ besetzt? Es kommt vom lateinischen "radix" und bedeutet "die Wurzel angehend".
Jeder Philosoph ist radikal, doch ist er deshalb "in besonderem Maße von der Norm abweichend" oder "unnachgiebig, hart, rücksichtslos und unerbittlich"?
"In besonderem Maße von der Norm abweichend". Das könnte man für die wahre Philosophie im Zeitalter der medialen Totalverblödung noch gelten lassen.

Diese Zeit ist überreich an Paradoxa.
Wenn es auch an Humanismus, an Aufrichtigkeit, an Verstand und Gerechtigkeit mangelt - an Heuchelei, Einbildung und Dummheit garantiert nicht.

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