Samstag, 4. Februar 2012

“Deutschlandtrend” – 100% erstunken

Wir alle kennen das Spiel mit Statistiken und vermeintlichen Prognosen. Wir kennen auch diese unsäglichen Meinungsumfragen bzw. das, was als Ergebnis solcher verkauft wird.

Karl Weiss hat sich mit eine dieser Meinungsumfragen näher beschäftigt und das Ergebnis in seinem Artikel "Wir sind nicht tot!" veröffentlicht. Herausgekommen ist dabei etwas, auf das jeder kommen kann, wenn er denn nur seinen Verstand benutzt. Also nicht unkritisch und oberflächlich die vorgekauten Informationen der Meinungsindustrie konsumiert.

Mit freundlicher Genehmigung von Karl Weiss übernehme ich an dieser Stelle dessen geistiges Urheberecht, das wiederum ausschließlich auf den Urheberrechtsansprüchen aller Vordenker fußt. Die Gedanken sind frei und gehören, so es sich um dem Allgemeinwohl zuzuordnende Gedanken handelt, frei zugänglich gemacht. Ansonsten betreiben wir alle Willkür:
“Deutschlandtrend” – 100% erstunken
In regelmässigen Abständen veröffentlicht ‘das Erste’ den “Deutschlandtrend“. Es wird ein Meinungsforschungsinstitut beauftragt, die Bevorzugung, Zufriedenheit und Unzufriedenheit der Wähler mit den Parteien und Politikern zu ergründen. Die Ergebnisse sind schlicht und einfach erlogen oder jedenfalls bis zur Unkenntlichkeit entstellt. Die neueste Ausgabe ist so lächerlich, dass man sich fragt: Für wie dumm halten die uns?
Wie kann das sein? Die Union erhielte nach Angaben der Meinungslügner 36% der Stimmen der Deutschen, wenn am Sonntag Wahlen wären. Das heisst, sie würde gegenüber den letzten Bundestagswahlen, als sie auf etwa 22% der Stimmen der wahlberechtigten Deutschen kam, um 14% zulegen???
Wie kann das ein? Frau Merkel wird angeblich von 69% der Deutschen als „gute Bundeskanzlerin” bezeichnet. Dabei blieben bei den letzten Bundestagswahlen fast 40% zu Hause, wo sollen da 69% positive herkommen?
Wie kann das sein? Westerwelle habe angeblich die Zufriedenheit von 34% der Deutschen, genau jener, der für den Absturz der FDP auf 3% hauptverantwortlich war, das ist doch wohl paradox!
Wie kann das sein? Die SPD käme angeblich auf 29%, die Grünen auf 15%. Das wäre fast eine Verdoppelung der Zahlen in Prozent der Wahlberechtigten der letzten Bundestagswahlen, als die SPD bei 18% lag und die Grünen bei unter 10.
Wie kann das sein? Piraten und Linke lägen bei 6 und 7 %, das wären gewaltige Zuwächse.
Wie kann das sein? Die Regierungskoalition wird angeblich mit einer Zufriedenheit von 42% gesehen, aber nach den eigenen Angaben käme sie nur auf 36 plus 3 = 39% der Stimmen. Bei der letzten Bundestagswahl, als sie „gewählt“ wurde, hatte sie nur etwa 30% der Stimmen der Wahlberechtigten.
Woher kommen diese Diskrepanzen??
Wie schon bei den letzten Wahlen, werden auch bei den nächsten um die 40% und mehr der wahlberechtigten Bundesbürger nicht zur Wahl gehen – Tendenz steigend. Da die Summe der Patrteipräferenzen des „Deutschlandtrends“ weit mehr als 60% ergeben, ist es klar: Man geht einfach davon aus: Wer nicht zur Wahl geht, ist tot und hat nicht das Recht, erwähnt zu werden.
Die richtigen Aussagen müssten also so lauten (wenn man sich überhaupt die Mühe gemacht hat, wirklich jemand zu befragen und nicht einfach die Zahlen aus der Luft gegriffen hat):
Union: Wenn am Sonntag Wahlen währen, würde sie 36% der abgegebenen Stimmen bekommen, also etwa 22% der Wahlberechtigten.
Regierungskoalition: Würde 39% der abgegebenen Stimmen bekommen, also etwa 23 % der Stimmen der Wahlberechtigten.
SPD: Würde 29% der abgegebenen Stimmen bekommen, also etwa 18% der Wahlberechtigten.
Grüne: Würden 15% der abgegebenen Stimmen bekommen, also etwa 9% der Wahlberechtigten.
Linke: Würde 7% der abgegebenen Stimmen bekommen, also etwa 4 bis 5 % der Wahlberechtigten.
Piraten: Würden 6% der abgegebenen Stimmen bekommen, also etwa 3 bis 4% der Wahlberechtigten.
Offenbar fragen die Meinungslügner die Befragten zuerst, ob sie zur Wahl gehen und werten dann nur die Stimmen aus, die „ja“ gesagt haben – falls sie überhaupt jemanden befragt haben..
Die kleine Nebensächlichkeit ist, man vergass zu erwähnen, das es sich nicht um „Deutschlandtrend“ handelt, sondern um einen „Trend-der-zur-Wahl-gehenden“.
Weder in der Vorstellung am Fernsehen wurde diese „Nebensächlichkeit“ erwähnt noch in den Presse-Verlautbarungen. Mit anderen Worten: Die „Meinungsforscher“ haben den Weg entdeckt, mit dem sie die Meinung der Deutschen schönreden können, obwohl sie nur eine „Nebensächlichkeit“ unterschlagen haben. Was sie von sich geben, ist schlicht und einfach aus den Fingern gesogen, denn in Wirklichkeit braucht man sich ja nicht einmal die Mühe machen, wirklich jemanden zu fragen.
Wir Nichtwähler protestieren aufs schärfste dagegen, für tot erklärt zu werden!!!
Die „Meinungsforscher“ werden von niemand kontrolliert, ihre Methoden werden von Fachleuten als extrem fragwürdig eingeschätzt – um es vorsichtig auszudrücken. Von der „Mutter aller Meinungsforscher“, Frau Noelle-Neumann, wurde berichtet, sie habe schon einmal Ergebnisse um bis zu 6% noch oben oder unten korrigiert, wenn sie das „im Urin hatte“.
Wer ein Gedächtnis hat, erinnert sich noch an die Bundestags-Wahlen 2005: Noch eine Woche vor den Wahlen wurden der SPD (damals Regierungs- und Kanzlerpartei) von den „Meinungsforschern“ zwischen 6 und 10% weniger Stimmen zugeteilt, als sie dann wirklich erhielt. Viele erinnern sich noch an den absurden Auftritt des Wahlverlierers Schröder an jenem Wahlabend, der sich als Sieger feiern liess, weil er viel mehr Stimmen als vorausgesagt bekam. Die Meinungslügner versuchten sich damals herauszureden, die Wähler hätten noch in der letzten Woche ihre Meinung geändert, aber in Wirklichkeit hatte sich gezeigt, wie wenig zuverlässig deren Voraussagen sind.
Die „Meinungsforschung“ wird nicht mit wissenschaftlichen Methoden betreiben, sondern mit „Pi-mal-Daumen“-Methoden. Im Prinzip wäre es zwar möglich, wissenschaftliche Meinungsforschung zu betreiben, aber das würde richtig Geld kosten. Und da kann man denn eben auch keine Propaganda für Frau Merkel machen. So bevorzugen die Mächtigen und die Medien und die Meinungslügner selbst eben die jetzigen Methoden.
Offenbar hat sich all dies aber noch nicht sehr herumgesprochen. In „Telepolis“ z.B. reagierte der Autor Florian Rötzer auf den neuen „Deutschlandtrend“, als ob da auch nur ein Zipfelchen Wahrheit dran wäre.
Wenn es nicht so traurig wäre, dass sie immer noch Menschen täuschen können, wäre es zum Totlachen.

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